Uwe Steimle und die Gedanken sind frei
10.11.2023/ 19:30 Uhr: 1000 Zuschauer füllten den ausverkauften HKB-Saal. Sie alle wollten den Kabarettisten Uwe Steimle mit seinem neuen Programm „Mit Geduld und Spucke“ sehen und hören. In seinem Streifzug (Mitte der 20er Jahren beginnend), von Sachsen durch das aktuelle Grüne Reich, beschrieb er seine Empfindungen als kleiner Uwe aus Dresden, dem seine Mutter einbläute, nie Fragen zu beantworten, die ihm nicht gestellt wurden. Er erinnerte mit sächsischem Dialekt an das Leben in der DDR und zog Parallelen zum aktuellen Zeitgeschehen. Satirisch mit regierungskritischen Wahrheiten gewürzt, zwischen Quarkbällchen, Russisch Brot und mediterranen Körnerbrötchen, forderte der Künstler mehr Wertschätzung für unsere Heimat, für unsere deutsche Sprache und unsere Geschichte. Die feinzüngige Steimle- Aufführung brachte das Publikum zum nachdenken und zum lachen. Das im Durchschnitt über 55-jährige Publikum zeigte sich erstaunlich nostalgisch und zugleich textsicher, als Lieder wie „Kleine weiße Friedenstaube“, „Unsere Heimat“ oder auch „Gute Freunde in der Volksarmee“ angestimmt wurden. Mit Zitaten von Erich Kästner, Liedern und Gedichten von Kurt Demmler , oder auch dem Karussell-Klassiker „Ehrlich will ich bleiben“ zeigte Uwe Steimle seine stimmgewaltige und poetische Seite. Er wurde dabei von Matthias Hessel am Keyboard musikalisch begleitet. Im „Polizeiruf 110“ löste Steimle (alias Jens Hinrichs) früher an der Seite von Kurt Böwe so manchen Fall, in “Steimles Welt“ reiste er mit einem Wartburg 312 quotenträchtig durchs Land. 2009 nominierte ihn die Linkspartei für die Wahl zum Bundespräsidenten. Wegen seiner Corona- und Regierungs- Kritik fiel Uwe Steimle in Ungnade und bekam plötzlich vom MDR keine Aufträge mehr. „Mit Geduld und Spucke“ beschrieb Steimle , wie die öffentlich- rechtlichen Medien ihn mit wirkungsmächtiger Sprache in die rechte Ecke stellten. Steimle sagte: “Von der linken Sau entwickelte ich mich zum rechten Schwein und soll wohl als vegetarisches Schnitzel enden.“ Viel Beifall erntete er mit seinen Spitzen gegen die katastrophale Ampel-Politik. Vom Uhu, der die Brillen Nana Mouskouri’s aufträgt , über den ewigen Panikmacher Karl und eine Küchenhilfskraft, deren Mann ein Schiff im Mittelmeer betreibt bis zum Piraten mit der Augenklappe bekam jeder sein Fett weg. Steimle verglich den aktuellen Zustand Deutschlands mit den Geschehnissen in der DDR ab August 1989. Sein faktenbasiertes und ironisches Fazit lautete: wenn führende Politiker bemerken, dass es keine Schlüpfer mehr zu kaufen gibt (Steimle bezog sich dabei auf ein Gespräch zwischen Erich Honecker und Ilse Lange und auf die Äußerungen eines Generalinspekteurs der Bundeswehr, dass Unterhosen fehlen würden), ist es schon zu spät und eine Kehre beginnt. Er sagte: “Wir haben eine friedliche Revolution gemacht und sind nun Migranten im eigenen Land.“ Uwe Steimle ist ein links-kritischer Geist, der von „gelernten DDR-Bürgern“ wirklich und richtig verstanden wird. „Früher in der DDR“, so bemerkte er sarkastisch, „war die Bildung gut und kostenlos, die heutige Bildung ist umsonst.“ Auf der Bühne erinnerte er an den Geburtstag von Martin Luther (9.November), trat rigoros für den Frieden ein (Steimle sprach sich gegen den Ukraine-Konflikt und gegen den Krieg im Gaza-Streifen aus) und sprach sich in aller Deutlichkeit gegen amerikanische Atomraketen auf dem Gebiet der BRD aus. Er verurteilte auch die allgegenwärtige Gewalt gegen AFD-Politiker(Anschlag auf Tino Chrupalla).In Berlin, so erzählte es Steimle, bekäme er ständig ominöse Absagen von Veranstaltern (z.B. kein Termin frei) und könne einfach nicht auftreten, was einem faktischen Berlinverbot gleich käme. Man muss mit Steimle nicht in allen Dingen konform sein, doch an dieser Stelle sei gesagt, dass die Stadt Neubrandenburg und das VZN dem Kritiker Steimle eine Bühne boten und somit der Meinungs- und Kunstfreiheit in Mecklenburg-Vorpommern zu ihrem Recht verhalfen. Mit dem Lied „Ich hab den Farbfilm vergessen“ und einem anschließenden Blick in seine Munitionskiste, in der er seine Kindheitserinnerungen aufbewahrte, beendete Steimle seinen 2 ½ stündigen Kabarett-Abend .Unter tosendem Applaus verabschiedete sich Uwe Steimle mit dem Ausruf „Venceremos!“ von seinem Publikum.