Neubrandenburger Stadtwerke zeigen ihren Kunden effiziente Kraft-Wärme-Kopplung
Anlässlich des Tages der erneuerbaren Energien öffneten die Neubrandenburger Stadtwerke am 28.04.2023 von 14 bis 17 Uhr ihre heiligen Hallen. Wissbegierige Kunden wurden ins Land der Kraft-Wärme-Kopplung entführt. Die Neubrandenburger Stadtwerke präsentierten in der Warliner Straße 6 nebenbei ihre firmeneigene E-Fahrzeugflotte, die vom E-Auto bis zum E-Bike reichte. Das Autohaus Eschengrund zeigte weitere E-Fahrzeuge. Zusätzlich wurden zwei e CITARO – Busse vorgestellt. Ein 12- Meter Bus (aus Ludwigslust) für den Überlandverkehr und ein 18-Meter-Stadtbus (aus Schwerin) konnten besichtigt werden. Viertorestadt.de hat nachgefragt und verglichen: Im Gegensatz zu E-Autos sind die Akkus der Busse einerseits im Motorraum, jedoch überwiegend auf dem Busdach montiert. Sie sind also nicht wie beim PKW fest mit der Karosse verbunden ( ein Akku-Wechsel übersteigt bei vielen PKW auf Grund der Konstruktion den Fahrzeugwert), sondern modular und somit auswechselbar verbaut. Für eine optimale Reichweite werden die Akkus ständig auf 84 Grad geheizt. Die Reichweiten (200- 320 km, abhängig vom Akku-Typ) sind für einen professionellen Einsatz relativ gering. Beide E-Busse schafften es ohne Probleme mit einer Ladung bis nach Neubrandenburg. Negativ ist auch das schwere Fahrzeuggewicht, verursacht durch die Akkus. Was die mögliche Passagieranzahl betrifft, gibt es im Vergleich zu Diesel-Modellen keinen signifikanten Unterschied. Ein großer Vorteil von E-Bussen sei genannt: Beschleunigung und Bremsen sind konstant, weil es kein ruckeln durch ein mechanisches Automatikgetriebe gibt. Ob die Akkus des E-Busses im Linienverkehr, im Sommer, wie im Winter, 10-12 Jahre durchhalten werden, ist fraglich; auf der Herstellerseite wird die Batterielebensdauer mit 8 Jahren angegeben. Bewährte Dieselbusse laufen locker durch diese Zeit. Nicht zu vernachlässigen ist auch der deutlich höhere Kaufpreis eines E-Busses und eine relativ hohe Brandgefahr, die von der sehr hohen Energiedichte der Akkus ausgehen kann. Hinzu kommen eine nicht vorhandene Ladeinfrastruktur und Ladeverlustleistungen. Nüchtern betrachtet gewinnt nach Einschätzung von viertorestadt.de gegenwärtig also der Diesel-Bus den direkten Vergleich E versus Diesel. Dass die Neubrandenburger Stadtwerke auf Ihrem Betriebshof Elektrobusse vorstellen, deutet an, dass man gegenüber der E-Bus-Technologie offen eingestellt ist. Ob E-Busse sich langfristig durchsetzen werden, entscheidet im Endeffekt das Kosten-Nutzen-Verhältnis. Doch die wenigsten Besucher interessierten sich wirklich für E-Autos und E-Busse, sondern sie wollten sich über die im Bau befindliche Power to Heat Anlage informieren. Fast jeder Besucher ergriff die Möglichkeit, an einer Führung über das Kraftwerksgelände teilzunehmen. Dazu musste man sich in eine Besucherliste eintragen und bekam im Gegenzug einen Bauhelm. Arbeitsschutz geht schließlich vor- Helmpflicht auf dem gesamten Kraftwerksgelände! Nach einer kurzen Wartezeit ging es dann auch schon zur halbstündigen Sightseeing- Tour ins Herz der Neubrandenburger Energieversorgung. Viele Neubrandenburger Bürger und Unternehmen beziehen Strom und Fernwärme von den Neubrandenburger Stadtwerken. Doch wie funktioniert es und wo hat erneuerbare Energie ihren Urspung ? Ein sehr komplexes Thema. Wer sich für mit Physik auskennt, der erinnert spätestens an dieser Stelle an den Energieerhaltungssatz: Energie kann nicht erzeugt werden, sondern nur umgewandelt werden. Die Summe der Energieen bleibt in einem abgeschlossenen System stets konstant- Energie geht also nie verloren. So gesehen ist die Formulierung „erneuerbare Energie“ eine Falschaussage. Urteilen Sie selbst, geschätzter viertorestadt-Leser, ob Politik, Wind- und Solarwirtschaft mit dem Begriff „erneuerbare Energie“ geschicktes Marketing betreiben….Energie kann nach dem heutigen wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht neu erzeugt werden. Zurück vom Feld des Kritikers zum Tag der offenen Tür in der Power to Heat Anlage! Alles begann mit den ersten Neu-SW- Planungen im Jahre 2017. Schon damals gab es Visionen den ca. 110-120 MWh- Wärmebedarf der Stadt Neubrandenburg mit Stromerzeugung zu koppeln. Ein Jahr später, 2018, wurde dann auf einer Brache, in der Warliner Straße die neue Gasturbine in Betrieb genommen. Seit dem wird von den Neubrandenburger Stadtwerken verlässlich aus Gas Elektroenergie erzeugt und zusätzlich die Abwärme ins Fernwärmenetz der Stadt eingespeist. Zur Stromerzeugung gehört auch das Prinzip, dass Strom nur „fließt“, wenn es einen Abnehmer bzw. Verbraucher gibt. Das große Problem von Wind- und Solarwirtschaft liegt offen auf der Hand: In Mecklenburg-Vorpommern wird viel zu viel Wind und Solarenergie in Strom umgewandelt, obwohl keiner diesen Strom benötigt, obwohl kein Verbraucher diesen Strom abnimmt…. an dieser Stelle nehmen die Planungen der Neubrandenburger Stadtwerke Gestalt an. Think bigger- warum nicht mit dem überschüssigen Strom der Windkraftwerke einen großen Warmwasserspeicher aufheizen und so die Energie „zwischenspeichern“ ? Gedacht, geplant, getan! 2021 wurde ein großer Warmwasserspeicher fertig gestellt und zum Rare Disease Day effektvoll beleuchtet. Wärme und Strom bereitstellen- heute, im Jahre 2023, ist das notwendige Verbundnetz mit einer neuen Schaltanlage und einem neuen 70 Tonnen wiegenden Trafo weitestgehend implementiert. Die riesige Investitionssumme übersteigt die Finanzkraft mittelständiger Unternehmen, so dass die Stadtwerke eine Kooperation mit dem Netzbetreiber 50 Herz eingingen. Die 110 kV- Schaltanlage ist im Eigentum der Neubrandenburger Stadtwerke, während die Firma 50 Herz und Edis das riesige Trafo und die Netzanbindung bauen/ finanzieren. Mit großem Stolz wurden 3 neue riesige Elektrodenkessel präsentiert. Die Elektrodenkessel heizen Wasser je nach Wasserstand in ihrem Inneren auf. Das Funktionsprinzip versteht jeder, der in der NVA gedient hat und sich damals auf die Schnelle mit Schnuffi-Membranen Kaffeewasser heiß gemacht hat…. nur ist hier alles XXXl. Ist kein Wasser im Kessel fließt kein Strom zwischen den Elektroden. Anders herum wird mit einem hohen Wasserstand sehr viel Strom-Energie im Wasser in Wärme umgewandelt. Das Wasser wird in den Elektrodenkesseln Solis (steht für Sonne), Ventus (steht für Wind) und Calor (steht für Wärme) auf bis zu 130 Grad aufgeheizt und in den benachbarten Warmwasserspeicher gepumpt. Dieser 36 Meter hohe Kurzzeit- Wärmespeicher fasst 23.000 Kubikmeter Fernwärmewasser und hat eine Kapazität von 700 MWh. Bei Bedarf kann das heiße Wasser dann aus dem Speicher entnommen werden oder auch sofort vom Elektrodenkessel ins Fernwärmenetz eingespeist werden. Je nach Außentemperaturen kann das heiße Wasser aus dem riesigen Warmwasserspeicher bis zu 4 Tage für Heizzwecke im Stadtgebiet genutzt werden. In der Regel reicht das am Freitag aufgeheizte Wasser also bis Montag früh. Mit dem Gesamtsystem der Kraft-Wärme-Kopplung- von der Gasturbine über die Stromerzeugung bis hin zur Wärmenutzung- werden eindrucksvolle 80% Wirkungsgrad erreicht. Die Energie wird im Vergleich zu anderen Systemen sehr nachhaltig genutzt. Ende 2023 soll die Power-to-Heat- Anlage betriebsfähig sein und ans Netz gehen. Ein Team von 38 Stadtwerke- Mitarbeitern um Kraftwerksleiter Dennis Reincke kümmert sich 24 Stunden um die Anlage.