Anlässlich des Tages der Architektur konnte die Stadthalle besichtigt werden
Anlässlich des Tages der Architektur ( er wurde vorgezogen, da an diesem Wochenende zeitgleich 3 Konzerte stattfinden) öffnete die Milatz.Schmidt Architekten GmbH für interessierte Bürger und Fans die Neubrandenburger Stadthalle. Gerechnet hatte man mit vielleicht 30 Gästen und wurde vom großen Interesse regelrecht überrascht. Doch nach 130 Anmeldungen musste ein Schnitt gemacht werden, so dass einige sich erfolglos anmeldeten und in die Röhre schauten. Andere wiederum kamen auf Gut Glück zur Stadthalle und gelangten so unbekümmert in den Genuss einer exklusiven Führung durch die Stadthalle. Es waren gut und gerne 200 Menschen ( unverbindliche Zählung durch viertorestadt.de ) vor Ort und nutzten die Gelegenheit, sich über den Stand der Bauarbeiten zu informieren. Mit großen Anschauungs- Mappen erklärten die Architekten, Bauleiter und Mitarbeiter Anni-Claire John, Ullrich Barth, Susann Milatz, Mohamad Daher, Ullrich Schmidt und Stefanie Duggert den vielen Gästen ihren neuen Gesamtentwurf der Stadthalle. Kein technisches Detail wurde ausgelassen, jede Frage ausführlich beantwortet. Die Bau- und Modernisierungskosten betragen 10,6 Mio €, geplant war es, die Stadthalle für 6-7 Mio € zu sanieren. Angesichts der horrend steigenden Kosten für Material und den sich ständig verändernden Anforderungen des Denkmalschutzes ist das viele Geld und sind die Mehrausgaben, so bestätigten es alle Experten, gut angelegt – es wurde nichts verschwendet. Wieso, so fragten dennoch die meisten Besucher, wieso ist es so viel teuerer geworden? Dazu tauchte Frau John kurz in die Baukalkulation ein: Für Sporthallen gibt es einen fixen Kostenanschlag pro Kubikmeter, ähnlich, wie ein Häuslebauer Pi mal Daumen rechnet, dass sein Haus z.B. 3500€ pro Quadratmeter kosten wird. Steht die Summe X fest, so werden danach die Details, wie Türen, Spezialfenster usw. dazu addiert. Doch Neubau und denkmalgerechte Rekonstruktion sind dann doch Äpfel und Birnen … Was nicht kalkuliert werden konnte waren z.B. die Sanierungskosten des Betons. So entdeckte man tennisballgroße Löcher in der Dachkonstruktion und stellenweise lag die Stahlbewehrung frei. Auch musste man dem moorigen Kulturparkboden Rechnung tragen: damit der neue Anbau sicher steht, mussten 10 Meter lange Betonsäulen als Fundament gegründet werden. Die zentrale Beleuchtungsblume war schon vor Beginn der Bauarbeiten verschwunden. Man wollte einen originalen Nachbau mit zugesagten Geldern der Wüstenrot-Stiftung finanzieren, doch dann kamen die staatlichen Corona-Einschränkungen, die Stiftung zog sich zurück und das Projekt Beleuchtungsblume wurde nicht ausgeführt. Die dafür angebaute Scheinwerferanlage ist zwar gegenüber Hand und Fußbällen schussfest, kostet aber halt auch eine zusätzliche Summe Geld. Doch zurück vom lieben Geld direkt in die Halle geschaut! Architekt Karl Kraus (der 1968/69 den Gesamtentwurf der Halle und die Planung realisierte)schaute mit und gab so der gesamten Veranstaltung einen Aha-Effekt und große Würde. Grob umrissen besteht die neue Stadthalle aus 6 Elementen: Dem Anbau Nord (für das Personal), dem Anbau Ost (für Trainer und Mannschaften mit Toiletten, Umkleide und Duschen), dem Anbau West (Technik, Geräteraum und Lagerraum), dem Anbau Süd (öffentliche Toiletten), der Müther- Halle mit einem frei tragenden 42×42 Meter Dach und dem neuen Anbau (Ersatz für die im Jahre 2000 aufgestellte Container-Lösung). Die Heizung der Stadthalle wird durch Wärmepumpen und eine zusätzliche Gasheizung gewährleistet. Früher war der Anbau Süd der Haupteingang in die Stadthalle. Das neue Erweiterungsgebäude ist nunmehr der zentrale Eingangsbereich und von beiden Seiten inclusive eines barrierefreien Systems zugänglich. Das Nutzungskonzept der Stadthalle hat sich grundsätzlich geändert: Die Halle soll überwiegend durch Sportvereine bzw. Schulsportunterricht genutzt werden. Mobile Tribünen, die links und rechts entlang der Spielfläche aufgestellt werden können, ermöglichen auch weiterhin kleine „Großveranstaltungen“. Allerdings gibt es da eine kostenintensive Vorschrift: Wenn eine nichtsportliche Veranstaltung statt finden soll, muss ein zusätzlicher Belag aufgetragen werden. Zum Zusatzbelag kommen noch Kosten für das Einlagern und das ein& ausbringen oben drauf. Der Hallenboden besteht aus Linoleum mit aufgetragenen Spielfeldlinien, die Oberlichter sind geblieben, die schallschluckenden Vorhänge sind neu. Dem Schallschutz dienen auch die Sauerkraut-Deckenplatten im Anbau. In der Stadthalle selbst hat sich konstruktionsbedingt kein besseres Akustikklima ergeben: Der Sänger bzw. Künstler hört sich und kurz danach den Schall von oben, er hört sich also 2 mal…. aber so war das damals schon und so gesehen ist die Rekonstruktion denkmalgerecht ausgeführt worden. Ein interessantes Detail sind die gläsernen Prallschutzplatten. Zum Schutz der Sportler sind die Platten auf Gummibälgen gelagert und geben elastisch nach. Ende August 2023 (der Termin steht noch nicht fest…es wird zum Viertorefest vermutet) wird die Stadthalle offiziell eröffnet und sicher wird es dann nochmals einen Tag der offenen Tür geben. Die erste Nutzerin der Stadthalle ist übrigens Sarah Connor – sie wird den Anbau Ost als Backstage- Bereich nutzen.