Viele Besucher wandeln unter blauem Himmel zwischen Pflanzen und Gartenartikeln ins Glück
Am 1. September eröffnete die Lebensart 2023 auf Burg Stargard. Besucher, welche früh aufstehen oder viel Glück haben, können bis nach oben auf den Burgparkplatz fahren. Doch auf Grund der vielen, vielen Besucher, werden späte Autos auf den Wiesenparkplatz an der K82 (Richtung Holldorf) umgeleitet. Ob nun am Fuße der Burg oder auf dem Burgplateau: Es wird erst mal eine Parkgebühr von 2 € fällig. Wer länger als 2 Stunden auf der Burg verweilt, macht bei einer regulären Parkplatzgebühr von 1€ pro Stunde somit ein kleines Plus. Sehr beschwerlich ist der Aufstieg vom Wiesenparkplatz hinauf zur Burg- Gehbehinderte gucken verzweifelt zum Burgfried hinauf; glücklich ist, wer einen Gehstock dabei hat. Der Eintritt zur Lebensart- Messe kostet 10 €, Kinder bis 15 Jahre haben freien Eintritt. Einerseits viel Geld, andererseits kostet die Tageskarte für die Burg ansonsten auch schon 8 €. Man kann es drehen und wenden, wie man will: In unserer Leistungsgesellschaft kostet alles Geld…. viertorestadt.de scheute keine Mühen, war heute einer der Ersten auf Burg Stargard und schaute sich für seine Leser auf der Lebensart- Messe um. 09:55 Uhr warteten gut 400 Besucher in einer langen Schlange geduldig auf Einlass…. 10:00 Uhr war es dann so weit. Vor dem unteren Tor flankierten wetterresistente Bilder mit wunderschönen Motiven den Besucherweg. Dann weckten Zitronen, riesige Pfirsiche, rote Zwiebeln oder auch Oliven in Öl das Interesse aller Hausfrauen und vieler Feinschmecker. An vielen Ständen durfte probiert werden… viertorestadt.de fand dagegen die Geschichte, woran man ungespritzte Zitronen erkenne, äußerst interessant. Zwischen Gefangenenhaus, Querdielenhaus und Amtsreiterstube wurde wie immer im roten französischen Kulttransporter ( Citroen Typ H ) Elsässer Flammkuchen gebacken. 5 kleine Backöfen im Transporter- Inneren machen ordentlich Dampf, doch wussten Sie, geschätzter Leser, dass der betagte Transporter schon lange keinen Motor mehr hat ? Unter schattenspendenden Sonnenschirmen und auf klassischen Gartenstühlen sitzend, wurde Bowle geschlürft, Flammkuchen am Tisch geteilt und dabei über Gott und die Welt philosophiert. Viertorestadt.de empfiehlt seinen Lesern nach einem kühlen Aperol Spritz, mal schräg rüber die französische Steinpilz- Salami zu probieren! Entlang des Kräuter und Wurzgarten teilen sich die Besucherströme. Die einen wandeln Richtung Burgpark, die anderen schreiten zielstrebig in den Burghof. Wir heben uns das Burgen innere fürs Finale auf und schauen in die weißen Zelte vor den Burgmauern.
Whiskey aus Stralsund, die kleinste Handkettensäge der Welt, Gourmet-Salami aus Grimma, kulinarisches aus dem Abendland, Gartenstühle, Grillkamine, Wintergärten, Whirlpools, Mazda-Autos, Kristalle, Vogeltränke, Ledertaschen und Blumen, Blumen, Blumen…. Blumen. Kenner wissen das zu schätzen. Andre und Karina nahmen sich einen Tag Zeit, um ihre Blumeninsel aufzubauen und zu gestalten- Paprikapflanzen, Sonnenblumen, winterhart oder praller Sonne trotzend, blau, rot, grün, gelb, rosa… im Morgentau machten sich naturliebende Händler auf den Weg und knipsten Fotos von dieser idyllischen Blütenpracht. 10:30 Uhr bekam das schöne Blumenkunstwerk diverse Lücken, denn die Blumen standen bei den Messebesuchern sehr hoch im Kurs. Interessant waren an einem anderen Stand die feil gebotene Tulpenzwiebeln- die Kaiserkrone beispielsweise, ist alt bewährt. In der Summe war das Pflanzenangebot aller Händler sehr gut. Zwischen den Blumenzwiebeln wacht ein niedlicher, großer Maulwurf. Ein laminiertes Schild mit seinem rot durchgestrichenen Konterfei weist unmissverständlich alle wohl gesonnene Kunden darauf hin: Ich bin unverkäuflich und für kein Geld der Welt zu haben! „Das Leben ist nur kurz“ bemerkte ein Stralsunder Whiskey- Händler im Schottenrock und so probierten und tranken nicht nur die Whiskey-Fans, sondern viele Messe- Besucher kauften kurz entschlossen einen edlen Schluck in weiser Vorfreude auf ein delikates Weihnachtsgeschenk. Selbstverständlich kamen auch Weinliebhaber auf ihre Kosten. Die Sonne strahlte und so wurden durchaus 25-28 Grad auf dem Burggelände gemessen. Kein Grund zur Angst vor Hitzetoten und schon gar nicht vor dem Klimawandel…nach einem ausgiebigen Tasting bei der Wein- und Sektkellerei Jakob Gerhardt (Niersteiner Schlosskellerei) hörte ich einen Kunden nicht mehr ganz nüchtern flüstern: „ Die Orientteppiche dort drüben scheinen zu fliegen…“. Gut, die handgeknüpften Teppiche flogen natürlich nicht wie bei Aladin, aber sie haben tatsächlich eine außergewöhnliche Qualität. Überhaupt hatten es Teppich- und Staubsaugerverkäufer wie immer mit ihren hochpreisigen Produkten nicht leicht. Dagegen weckten Reinigungs- und Pflegeprodukte bei vielen Besuchern ein reges Interesse. „Eine schmutzige Windschutzscheibe ist der Albtraum eines jeden männlichen Autofahrers- die Antwort darauf ist unser Bambus- Kristall“ hallte es durch eine Menschentraube. Diese Geschichte fesselte jeden. Es gab so viel und noch mehr zu entdecken. Jedes Jahr ist die Dresdener Bürstenmanufaktur mit handgemachten Produkten auf der Lebensart dabei. Zwischen Heizkörperbürste, Handfeger und Rettichbürste für den Koch muss unbedingt erwähnt werden, dass diese handgefertigte Bürsten und Feger von blinden Menschen produziert wurden. Ganz zum Schluss ging es vorbei an kleinen Kakao- Gugelhupf, der auf der Zunge zerging, auf den inneren Burghof. Der Spätsommer verbreitete einen sanften Blütenduft von Pflanzen. Im Burghof gab es Wein, feine Liköre, Pommes und Rauchwurst. Viertorestadt.de kraxelte vor der Entscheidung, was zum Mittag gegessen wird, erst mal auf die Spitze des Burgfriedes: Eintritt 1€. Heute lockte eine phantastische Fernsicht und auch das Markttreiben von oben zu betrachten, war äußerst interessant. Als wir in 15 Metern Höhe aus dem Burgfried auf die Metalltreppe gelangen, dringt Räucherduft in unsere feine Nase. Wir entscheiden uns für eine schmackhafte Rauchwurst bei „Lecker Brot“. 1 ½ Stunden hängen diese Würste im Rauch, ehe sie verkauft werden. Die Würste knacken beim reinbeißen und verbreiten auf dem Gaumen einen unvergleichlichen Buchenrauchgeschmack. Frisch gebackenes Vredeländer Brot aus dem mobilen Steinbackofen macht das deftige Geschmackserlebnis zum Ende unseres Lebensart-Besuches richtig rund. Es ist halt ein großer Unterschied, ob man Industriebackbrot aus dem Supermarkt, oder ein Brot aus Natursauerteig, das mit viel Zeit nach traditioneller Machart produziert wurde, auf den Teller kriegt. So pilgert eine kleine Fangemeinde seit 2010 alljährlich zur Rauchwurst und dem Vredeländer Brot hinauf zur Burg. Mit vollen Tüten und vielen schönen Eindrücken verlassen wirklich alle Besucher die Lebensart- Messe.
„Herbert, wie war dein Tag ?“ , hörte ich ein Feierabendgespräch zwischen zwei Händlern. Auf die gestellte Frage nickten beide zufrieden. „Erst hab ich ja, gedacht, dass heute keiner kommt…. aber dann kamen doch recht viele Kunden“ , antwortete der andere.
Am Ende des Tages müssen jedoch auch kritische Töne einiger Besucher im viertorestadt- Bericht Einklang finden: Rollstuhlfahrer, Kinderwagen und gehbehinderte Besucher hatten doch recht arge Probleme auf unebenem Rasen und historischem Katzenkopf- Pflaster; wo sind die praktischen Kunststoff- Wege der letzten Jahre geblieben? Recht schön, so sagte mir ein gehandicapter Besucher wäre es, wenn ein Shuttle – Dienst Besucher von der unteren Wiese ins Innere der Burg fahren könnte. Zu guter Letzt sollen auch die Autofahrer zu Wort kommen. Viele ärgerte es nämlich mächtig, dass die Burgstraße ( Einbahnstraße hinab in die Stadt Burg Stargard ) mit einem Poller versperrt wurde. Einerseits sind die Interessen der Anwohner verständlich, jedoch steht die Frage im Raum, warum bei Großveranstaltungen auf dem viel zu engen Messweg ein vermeidbares Verkehrschaos und ein damit verbundenes Unfallrisiko zwischen Fußgängern, anreisenden Autos und hinab fahrenden Kraftfahrzeugen entstehen muss. Viele hoffen, dass man das im nächsten Jahr wieder ändert.
Auch morgen , am 3.September 2023, öffnet die Lebensart Burg Stargard ihre Pforten.