Alles über das legendäre Turnier im Jahnsportforum
Die Anreise von Mannschaften und Fans
Der Einmarsch der Teams und Eröffnung des Turniers
Pünktlich um 08:30 Uhr begann der Einmarsch der teilnehmenden Mannschaften auf das Parkett des Jahnsportforums. Als erstes wurde der Wanderpokal hereingebracht. Die letzte einlaufende Mannschaft waren die Kicker des 1.FCN 04. Noch waren die Zuschauertribünen halb gefüllt.
Holger Timm, der Geschäftsführer des Nordkuriers, eröffnete mit einer kleinen Ansprache das Turnier. Nach dem Eröffnungsakt verließen die Mannschaften die Halle. Langsam lief die Contdownuhr herunter. Pünktlich um 09:00 Uhr kickten die beiden Ehrengäste Florian Weichert und Tim Borowski den Anstoß- nun rollte der Ball beim Spiel Hansa Rostock gegen Bayer Leverkusen.
Die Gruppe A
Hansa startete mit einem 1:0 Sieg gegen Pokalverteidiger Leverkusen ins Turnier. Staffelsieger der Gruppe A wurde RB Leipzig. Das beste Gruppenspiel, so sahen es viele Zuschauer, war die Begegnung Bayer Leverkusen vs. RB Leipzig. Es ging hin und her, ein Tor nach dem anderen purzelte. Am Ende stand es 3:3. Richtig laut feuerten die Fans ihren Hansa Rostock an- wenn die Hanseaten spielten, brannte der Baum. Die Überraschung des Tages war der FC Augsburg- sie verloren nur gegen RB Leipzig… und das jedoch haushoch mit 7:2. Hätte RB Leipzig den Augsburgern noch 2 Tore mehr eingeschenkt, dann wären die punktgleichen Hanseaten ins Halbfinale eingezogen, doch auch Augsburg schoss noch mit feiner Klinge 2 Tore- Spannung pur bis zum letzten Moment, in dem auch Borussia Dortmund kräftig mitmischte. Hätte Dortmund gegen Leverkusen gewonnen, dann wären Sie Gruppenzweiter geworden. Leverkusen spielte stark, jedoch fehlte dem Team heute die Konstanz. Tottenham Hotspur gelang in dieser starken Gruppe weder ein Sieg, noch ein Tor. Die talentierten Engländer hatten jedoch die jüngsten Spieler( sie waren vermutlich locker ein Jahr jünger) im Aufgebot. Die Leistungsdichte in der Gruppe A war weitestgehend homogen. Die Zuschauer sahen spannende Spiele und viele Tore.
Rainer Walter und die Messung der Schussgeschwindigkeit
Es gehört zu jedem Knabenturnier, wie eine gute Bockwurst und kühles Bier: Die Schussgeschwindigkeitsmessstation hinter der Südtribüne. Viele Kinder probierten sich beim harten Fußball-Schuss und auch Erwachsene stellten sich in die lange Reihe, um mal zu zeigen, was sie drauf haben. Doch so einfach war das dann doch nicht. Gegen 11:00 Uhr purzelte der erste 100 km/h- Schuss des Tages. Ein ehemaliger Fußballer, der Rainer Walters Siedenbollentiner Fußballschule durchlief, war der Schütze. Zufällig kamen in diesem Moment die Schiedsrichter vorbei und meinten: „Naja, heute früh hätten wir locker 130 km/h geschafft“. Rainer Walter erklärte: „Ein 15-Jähriger müsste 100 km/h schießen. Vela Hafenstein schaffte heute mit 7 Jahren 66 km/h. Sie hatte eine ausgezeichnete Schusstechnik: Sauberer Vollspann mit einem explodierenden Unterschenkel.“ Rainer Walter erinnerte an dieser Stelle an Lina Jubel vom 1.FC Neubrandenburg 04: Sie schoss mit 14 Jahren 90 km/h. Mit der U17 wurde Lina in ihrer späteren Laufbahn in Argentinien Fußball-Vizeweltmeister. Lina studiert in Hamburg und spielt derzeit bei St.Pauli in der Regionalliga. Emil Zülhlke schaffte keine 100 km/h und löste seine Wettschuld ein: Unter Rainers Walters Aufsicht machte Emil 20 Liegestütze. Rainer Walter ist ein Urgestein unter den Neubrandenburger Trainern. Er trainierte unter anderem bei Vorwärts, Post und beim 1.FCN 04. Was viele nicht wissen: Er war es, der den ersten Kontakt zu Werder Bremen einfädelte und so die Profi-Karriere des heutigen Ehrengastes Tim Borowski maßgeblich beeinflusste… irgendwie schade, dass der Zufall es heute nicht vorsah, dass Tim Borowski und Rainer Walter gemeinsam die eigene Schussgeschwindigkeit analysierten. Beim Bürgerempfang der Stadt Neubrandenburg wurde Rainer Walter für seine langjährige Arbeit als Fußballtrainer geehrt( im Neu Eins Journal ab Minute 3 ).
Die Gruppe B
Der 1. FCN 04 startete mit einem fulminanten 2:0 Sieg gegen die Eisernen von Union. Am Ende der Gruppenphase lag man gleich auf mit dem 1.FC Union und Werder Bremen- 3 Mannschaften hatten 6 Punkte. Das Torverhältnis lag in der Waagschale und keiner dieser 3 Mannschaften zog ins Halbfinale ein. Lachender Gruppenzweiter wurde der Hamburger SV. Hertha BSC machte einen glatten Gruppendurchmarsch: 5 Spiele, 5 Siege. Gruppenletzter wurde der FC Schwedt 02. Die Petrolchemiker reisten erst heute früh an (06:00 Uhr war Abfahrt aus Schwedt) und hatten vermutlich mit Jetlag zu kämpfen. Sie konnten keinen Sieg oder ein Unentschieden einfahren, schossen aber ihr Ehrentor gegen den 1.FCN 04.
Die Fans
Sie machen dieses Sportevent groß: Die über 3000 Fußballfans. Traditionell sind die Fans von Hansa Rostock immer da und lautstark vertreten. Hinzu kommen die Spielerfamilien der 12 Turniermannschaften. Doch die kleinen Fans machen das Turnier erst richtig groß. Sie träumen davon, hier einmal spielen zu können und sind oftmals über viele Jahre als Stamm- Zuschauer dabei. Im Erwachsenenalter trifft man sich irgendwann beim nächsten Knabenturnier als gesetzter Zuschauer wieder.
Das Halbfinale
Im der ersten Halbfinalbegegnung rechneten viele Zuschauer mit einem Sieg von RB Leipzig gegen den HSV. Doch es kam anders, weil der HSV ein Tor mehr schoss. Der HSV gewinnt glücklich mit 3:4 gegen RB LeipzigI Im 2.Halbfinale brachte Augsburg die Berliner Hertha an den Rand einer Niederlage und verlor dann doch hinten raus recht klar mit 2:4 . Hertha war eigentlich bei all ihren Knabenturnier-Spielen immer die bessere Mannschaft. Das Finale lautet also HSV gegen Hertha.
Sie machen das Knabenturnier erst richtig rund
Das Organisations-Team und die vielen Akteure neben dem Hallenparkett sollen an dieser Stelle unbedingt genannt werden: Ärzte, Sanitäter, Standbetreuer, Streamer, Moderatoren, Security, Gaderobenfrau, Reinigungspersonal und, und und. Sie sorgten für Information, Sicherheit, zeitnahe Berichterstattung und den ordnungsgemäßen Turnierablauf.
Das Spiel um Platz 3
Klar war die Enttäuschung von Augsburg und Leipzig groß, das Finale verpasst zu haben. Beide Mannschaften hatten dennoch ein großes Spiel vor der Brust: Das kleine Finale im Spiel um den Platz 3. Eine enge Kiste, die im Neunmeterschießen gipfelte und Augsburg glücklich frohlocken ließ.
Das Finale
HSV gegen Hertha. Die Fußballexperten waren sich einig: Das wuppt Hertha! Doch es kam ganz anders. Der HSV ging mit einem schnellen 1:0 in Führung und schockte die Herthaner. Wer nun Fußballtaktik erwartete, der rieb sich erstaunt die Augen. Beim Rückstand im Finale spielte der Torwart von Hertha als 5. Feldspieler und erzwang in der gegnerischen Hälfte eine erdrückende Überzahl. Das Hertha-Tor war in diesen Momenten leer… würden Sie sich so etwas zutrauen? Sieg oder Niederlage waren einen Wimperschlag voneinander entfernt. Dann glich Hertha zum 1:1 aus und nagelte den HSV durch ständige Offensiven fest. Nun zeigte sich, warum der HSV bis ins Knabenturnierfinale gelangte- wer gewinnen will braucht stets eine starke Abwehr! Der HSV hielt den Angriffswellen stand und rettete das Unentschieden clever über die Zeit. 9 Meterschießen- ganz nach dem Geschmack der 3000 Zuschauer. Nun zählten Nervenstärke und Glück. Wer würde den Pott erobern? Schütze oder Torwart? Nüchtern betrachtet gewinnt derjenige, der am längsten warten kann. Soweit die Theorie, die unter den Fans am Biertisch jedes mal zur Sprache kommt. Der HSV gewinnt das Finale nach Elfmeterschießen mit 5:4 gegen die Berliner Hertha. Hertha BSC hat den gesamten Turniertag nicht ein Spiel verloren und steht am Ende traurig als 2. da. Kopf hoch, Mund abgewischt… und weiter gehts! Ein starkes Finale von ebenbürtigen Mannschaften. Das Publikum war voll des Lobes für die fußballerische Glanzleistung beider Finalisten.
Die Siegerehrung
Am Ende des Turniers erfolgte die Siegerehrung der Mannschaften und Einzelspieler. Für alle- Trainer, Spieler und Zuschauer ein bewegender Moment. Dass so ein sportliches Event überhaupt finanzierbar ist, ermöglichen Sponsoren mit ihrem Engagement. viertorestadt.de möchte darum auch auf die Mannschaftspaten eingehen, welche es sich natürlich nicht nehmen ließen, ihre Fußballmannschaft persönlich auszuzeichnen.
Die Grand Dame der Unparteiischen wird verabschiedet. 2003 pfiff Diana Räder- Krause ihr erstes Knabenturnierspiel. Damals war es recht außergewöhnlich: Eine Frau als Schiedsrichter beim Knabenturnier. Viele Männer und selbsternannte Fußballexperten waren anfänglich sehr skeptisch, andere wiederum kannten die Hallenregeln nicht und übten unberechtigte Kritik. Diana Räder- Krauses Entscheidungen waren stets resolut und regelkonform. So erarbeitete sie sich den Respekt bei Spielern und Trainern. Auch abertausende Zuschauer überzeugte Sie im Laufe von zwei Dekaden auf dem Hallenparkett durch ihre guten Schiedsrichterleistungen. Ihr Markenzeichen war eine kompromisslose Körpersprache in Verbindung mit einem unnachgiebigen Gesichtsausdruck im Moment Ihrer Entscheidungen…. Immer auf Höhe des Balles und stets nah am Geschehen hatte sie dennoch immer ein Lächeln im Gesicht.
... und noch einige Mannschaftsbilder
Jeder Fußballer, ob nun Sieger oder unerkanntes Talent, hat sich seinen Platz im Knabenturnier verdient. Für viele Fußballer wird das Neubrandenburger Knabenturnier der große Höhepunkt im Sportlerleben sein, für andere ist das Knabenturnier der Beginn einer Fußball-Profikarriere. Wer als Spieler heute nicht dabei sein konnte, dem sei gesagt: Es kommen noch viele, viele schöne Fußballspiele. Die wenigsten U13- Kicker schaffen es bis nach ganz oben… und wenn die heute 12-jährigen Kicker bis ins hohe Alter Fußball spielen, dann hat das Knabenturnier seinen Zweck erfüllt: Begeisterung für den Fußball entfacht. Mannschaftsfotos sind zu jedem Zeitpunkt eine schöne Erinnerung.
Licht, Schatten und ein Fazit
Das Turnier war perfekt organisiert. Beherbergung der Mannschaften, minutiöse Einhaltung des Turnierplanes, Mittagsversorgung der Teams, musikalische Begleitung von Queen bis hin zu Club-Hymnen, super Moderation und die medizinische Versorgung waren top. Es gibt nichts zu kritisieren, doch was wäre der Fußballfan, wenn er über tiefgründige Spiel- und Standortanalysen philosophieren würde? viertorestadt.de hat zugehört und bringt diese wichtige Themen zur Sprache: Die Kaffeeversorgung wurde von sehr vielen bemängelt. Zu früheren Turnieren gab es überall Kaffee. Heute gab es nur einen kombinierten Kuchen & Kaffeestand- die Leute mussten zu lange warten… und wenn sie dann endlich dran waren, Sie ahnen es schon geschätzter Leser, war der Kaffee alle. Mit insgesamt nur 4 Kannen konnte das wirklich fleißige Personal den Bedarf der Kundschaft nicht zeitnah decken, denn 2 Kannen waren ständig zum auffüllen unterwegs. Die Bockwurst hat gut geschmeckt, das sagten alle Fußballfans. Der Renner und das Licht waren Laugenbrezel- die gingen immer. Nach vielen Jahren Catering durch Gudrun Scheller ( ehemals Hotel am Ring )übernahm „Herr Grünfink“ diesen Part. Alles war da, jedoch kam man mit dem schubweisen Ansturm hungriger Fans nach Spitzenspielen nicht immer klar- es kam teilweise zu langen Wartezeiten. Wer sich dagegen antizyklisch bewegte, der hatte solche Probleme nicht. Anders die Bierversorgung- es war stets zu voll und die Kehlen blieben lange trocken. Viele dieser angesprochenen Verbesserungswürdigkeiten sind auch dem Alter und den räumlichen Gegebenheiten des Jahnsportforums geschuldet- es gibt weder eine Küche, noch feste Verkaufsstände, noch geeignete gastronomische Räumlichkeiten für 3000 Fans. Eventuell würde auch ein abgegrenzter Außenbereich am Jahnsportforum eine Lösung sein, denn man könnte hier sogar grillen und Bratwurst anbieten. Wenn dann noch auf einer Leinwand im Außenbereich in einer Art von Publik-Viewing der Turnier-Live-Stream übertragen würde, ja dann wäre das Glück des rauchenden, Bier trinkenden und Bratwurst essenden Fans mehr als überschwinglich. Großes Lob: Die Preise für Speisen und Getränke waren moderat, Müll wurde durch Becherpfand vermieden. Zwei Kritikpunkte trugen viertorestadt.de viele Fans zu: Heute fehlte das Spielmobil (auf der Tartanbahn hinter der Südtribüne konnten sich früher die Kinder beschäftigen). Schade war auch, dass es keine Tombola mehr gab…. und da sind wir bei aller Kritik bei der Finanzierbarkeit solcher Dinge. Irgendwie muss ja am Ende einer die Rechnung zahlen. Das Fazit des heutigen Turniertages lautet: Es war ein außergewöhnliches Fußballfest und hat allen Freude bereitet!
Ganz zum Schluss muss auf die Schiris eingegangen werden! Heute war ein Turniertag ohne Fehlentscheidungen. Auch die kleinen Sachen werden unvergesslich sein: Im Turnierverlauf wurde 2x ein Spiel unterbrochen, weil die Schnürsenkel des Keepers auf waren. Uli Hoeneß hat ja mal in einer Werbesendung gesagt:“ Das mache ich!“… und machte den Reissverschluss am roten Kleid einer schönen Dame zu. Um die offenen Keeperschnürsenkel kümmerte sich liebevoll der Schiedsrichter und sorgte so für Chancengleichheit. Danach wurde das Spiel wieder angepfiffen. So makellose Schiedsrichterleistungen gab es noch nie in der gesamten Knabenturniergeschichte – eine richtig gute und runde Leistung!