Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt übernimmt die Schirmherrschaft
13.08.2023/ 14:00 Uhr: Marcel Spittel, Vorsitzender des Vereins queerNB , sprach vor dem Neubrandenburger Rathaus über die Bedeutung der Regenbogenfahne: Sie stehe seiner Meinung nach für die Freiheit sexueller und geschlechtlicher Minderheiten. Er sagte und fragte: „In der DDR wurden Lesben und Schwule verfolgt- wann leben wir in einer vielfältigen, pluralistischen Gesellschaft“? Marcel Spittel sprach sich jedoch, durch die Blume gesprochen, in einem Nebensatz gegen das klassische Familienbild von Mann und Frau aus. Eine ältere Dame meinte: „Es wird immer schlimmer, man kann es langsam nicht mehr hören“! Viertorestadt.de kam ins Gespräch und erfuhr, dass die DDR noch vor der BRD die Straftatbestände § 218 (seit März 1972) und § 175/ § 151 (Dezember 1988) abgeschafft hatte, weil die Straftat-Problematik zu viele Menschen betraf. In der DDR wurde sicher nicht so offen über queeres Leben gesprochen, wie es in der heutigen Zeit möglich ist. Schwule und Lesben hatten es nicht einfach, doch jeder normal tickende Mensch respektierte in der DDR die privaten Gewohnheiten des Nachbarn, des Kollegen, der Klassenkameradin oder der Freundin- es gab noch kein Social Media und keine Gender- Vorschriften. Damals, so hörte es viertorestadt.de, spielten die Kinder noch unbekümmert Jungs und Mädchen, Cowboy und Indianer… und heute soll alles und jeder queer leben? Neben Kritik gab es auch viele Sympathiebekundungen- vorüberfahrende Autofahrer hupten beim Anblick der Regenbogenfahnen.
Doch zurück zu den objektiven Geschehnissen vor dem Neubrandenburger Rathaus. 14:05 Uhr ergriff der Oberbürgermeister von Neubrandenburg, Silvio Witt, das Wort. Er freute sich, dass Jutta Wegner (Landtagsabgeordnete der Grünen) , Roman Oppermann( SPD, Stellvertreter des Stadtpräsidenten) und einige Mitarbeiter der Stadtverwaltung sich zum heutigen feierlichen Eröffnungs-Akt der CSD-Woche eingefunden hatten. Insgesamt versammelten sich ca. 60 Menschen ( unverbindliche Zählung durch viertorestadt.de)- sie alle hörten OB Witt aufmerksam und mit verschiedenen Erwartungen zu. Die Eröffnung der CSD- Woche als Schirmherr der Veranstaltung sei für ihn eine Herzenssache, doch im Zusammenhang mit dem Diebstahl der Regenbogenflagge und dem hissen von verbotenen, nationalsozialistischen Symbolen am Neubrandenburger Bahnhof (29.07.2023) werden im öffentlichen, wie auch im privaten Diskurs mit ihm und seiner Stellungsnahme als Oberbürgermeister der Stadt Neubrandenburg die Themen vermischt. Als heterosexueller Bürgermeister hätte er nicht anders reagiert( er meinte damit seine öffentliche Stellungsnahme), das wäre fatal- es darf nie wieder passieren, wir müssen als Stadtgesellschaft ganz deutliche und starke Zeichen setzen. Als schwuler Bürgermeister fühlt er sich betroffen, wenn in diesem Zusammenhang gesagt wird, es sei nunmehr genug- Männer können doch Männer heiraten und Frauen können Frauen ehelichen. Oft werde er kritisiert und angegriffen, weil die Regenbogenflagge 365 Tage in Neubrandenburg wehen würde. Dabei dürfen laut Beflaggungsverordnung von MV ( die Regenbogenflagge besitzt keine hoheitliche Funktion ) keine Bundesflagge, keine Landesflagge und keine Europaflagge zusammen mit der Pride-Flagge vor einem amtlichen Regierungsgebäude, also auch vor dem Neubrandenburger Rathaus, gehisst werden-darum werden heute nur Regenbogenflaggen gehisst. In diesem Zusammenhang braucht es Zeit und Mut gegen eine plakative Situation zu kämpfen. Gerade deshalb sei Bildung wichtig, mahnte OB Witt.
Nach einem Gruppenbild mit den anwesenden CSD- Anhängern wurde in einem symbolischen Akt drei Pride-Flaggen vor dem Neubrandenburger Rathaus gehisst und die CSD- Woche damit offiziell eröffnet. Anschließend nahm sich Oberbürgermeister Witt viel Zeit, sich mit den anwesenden CSD-Anhängern unparteiisch und neutral über ihre persönlichen Belange, über Politik und Probleme in der Stadt Neubrandenburg auszutauschen.
Heute, vor 62 Jahren, wurde die Mauer gebaut- es begann eine lange Zeit der deutschen Teilung mit gravierenden Folgen. Familien wurden getrennt und zahlreiche Menschen starben bei Ihrem Fluchtversuch in die Freiheit. Neutrale Beobachter kritisierten, dass trotz aller Diskussionen von Marcel Spittel und OB Silvio Witt um die Regenbogenflagge und die Freiheit sexueller Minderheiten heute nicht an die Opfer des Mauerbaus erinnert wurde.
Am 19.08.2023 um 13:00 Uhr beginnt die Christopher Steet Day- Parade. Sie führt vom Neubrandenburger Marktplatz zum Platz der Jugend. Am Ende des Tages stellt sich eine Frage: Wo ist der Platz der Jugend?