Eine Burg Stargarder Geschichte über ritterlichen Edelmut und Ablasshandel
Am 10. und 11. August 2024 versammelte sich ein großes Ritter- Heer, Bogenschützen, Mägde und Knechte vor und in der mittelalterlichen Höhenburg Burg Stargard. Das Ritterfest lockte tausende Besucher von nah und fern. Auch viertorestadt.de war mit Kamera und Stift vor Ort, um für Sie , verehrter viertorestadt-Leser, erzählenswerte Impressionen festzuhalten. Vor und nach dem Ritterfest stand jedem Besucher eine beschwerliche An- und Abreise bevor. Die Parkplätze an der Burg und in den Wiesen entlang der Kreisstraße 82 waren unangenehm kostenpflichtig. Sparfüchse und Ortskundige versuchten es darum mit der Parkplatzsuche innerhalb der Stadt Burg Stargard. Doch gebührenfreie Parkplätze waren rar. So freuten sich viele Autofahrer, in der Bahnhofstraße ihr Auto abstellen zu können. Als Sie freudig nach dem Burgfest von der Höhenburg wieder hinab stiegen, hatten jedoch alle, wirklich alle ein Ticket unterm Scheibenwischer. Die Bahn- Bauarbeiten ruhten am Wochenende und auch der Raum für die Busse des Schienenersatzverkehrs wurde von den Autofahrern nicht zugeparkt. Es ist schon verwunderlich, dass das Ordnungsamt zu unwirtlichen Zeiten, sogar am Sonntag, aktiv ist. Viele Autofahrer schimpften: „ Das ist moderner Ablasshandel!“ Viertorestadt.de sieht eine Ursache in der unklaren Beschilderung. Während auf der Bauzaun-Fahrbahnseite alle Halteverbotsschilder mit Zusatzpfeilen auf Anfang und Ende des Halteverbotes unmissverständlich hinweisen, steht vor der HEM-Tankstelleneinfahrt ein Halteverbotsschild ohne Pfeil. So dachten die betroffenen Autofahrer, dass nach der nächsten Einmündung, bzw. Grundstückseinfahrt das Halteverbot aufgehoben ist, zumal am Bahnhof vor der Bushaltestelle ein Halteverbotsschild mit Pfeil einen Beginn des Halteverbotes anzeigte. Die Zukunft wird zeigen, ob betroffene Autofahrer den Rechtsweg einschlagen werden, um die Forderungen der Behörden abzuwehren. Die Stadt Burg Stargard sollte zumindest den Kritikpunkt einer unklaren Beschilderung aufnehmen und wirklich alle Halteverbotsschilder mit entsprechenden Pfeilen ergänzen. Unter dem Strich geht es um die Einhaltung und Durchsetzung von Verkehrsregeln, oder stehen Einnahmen von geahndeten Ordnungswidrigkeiten im Fokus der Behörden?
Wie man Streitigkeiten im Mittelalter austrug, das konnten die Besucher auf der Höhenburg erleben: Geharnischte Ritter zogen das blanke Schwert und droschen aufeinander ein, Bogenschützen ließen Pfeile vom Himmel regnen, Spione und Diebe trieben ihr Unwesen, während im Feldlager der Schmied Waffen fertigte, Mägde kochten, Wahrsagerinnen in die Zukunft schauten, Hunde das Lager kläffend bewachten, Gewandschneider und Schuster ihre Ware feil boten, Seile gefertigt wurden und Tavernen Speis und Trank ausschenkten- überall im riesigen Zeltlager gab es etwas zu sehen und zu entdecken. Kleine Kinder begeisterten sich total für die Geschehnisse am Kräuter- und Wurzgarten: Feuerspucker, Märchenerzähler, Mäusewerfen auf Mausefallen, klettern auf riesigen Strohballen, Kinderschminken oder ein handbetriebenes Karussell sorgten für eine sehr lange Verweildauer unserer Kleinsten.
Publikumsmagnet für alle Besucher war das Ritterturnier auf geharnischten Pferden. In schwerer Rüstung zeigten 4 Ritter ihr Können mit Lanze, Schwert und Speer. Richtig eng und heiß her ging es beim gemeinsamen Lanze-Stechen auf hoch hängende Ringe. Bei diesem Wettbewerb wurde geschubst und gedrängelt: Ritter gegen Ritter und Pferd gegen Pferd. Mit dem Speer wurde ein Wildschwein erlegt ;ein mal hatte die Sau Glück und wurde vom Speer des Ritters verfehlt. Mit dem blanken Schwert wurden imaginäre Köpfe der Gegner ( aufgereihte rote oder blaue Büchsen)bekämpft…. Und wie es sich in jeder Schlacht begibt, musste der Ritter zwischen Freund und Feind bei seinen Attacken gut unterscheiden. Nicht ganz einfach und ungefährlich- plötzlich erwischte es den Ritterhelm des Königs. Die Zuschauer hielten den Atem an, als beim Ausreiten aus dem Turnierring ein Pferd scheute und seinen Ritter abwarf. Ich gehe jede Wette ein, dass der Reiter sich bei einem normalen Ritt mit normaler Reiterkleidung geschickt abgerollt hätte, doch die über 20 kg schwere Rüstung zog den armen Ritter ins Verderben. Der Sanitäter-Notdienst rückte mit einer Trage an…. wie ich später erfuhr, ging der schmerzhafte Sturz Gott sei Dank recht glimpflich ab; der Rest unterliegt selbstverständlich der ärztlichen Schweigepflicht. Eine Gute Besserung wünschte das gesamte Publikum. Unterdessen wurde der gestürzte Ritter durch seinen Knappen ersetzt.
Richtig geknallt und die Lanze gebrochen hat es bei der Zurechtweisung eines Knechtes. Sein Vergehen war es, beim nächtlichen Trinkgelage über seinen Herrn gespöttelt zu haben…. und so nahm der rote Ritter auf dem galoppierenden Pferde mit der gestreckten Lanze seine Genugtuung.
Den Knecht riss es samt seinem schützendem Schild zu Boden. Der Aufprall war so heftig, dass die Lanze krachend zerbarst. Nachdem der Knecht mit einem Bottich Wasser ins Leben zurück befördert wurde, ergriff der Rote Ritter den Übeltäter nochmals mit seinen stählernen Handschuhen und rüttelte ihn kräftig durch. Geläutert ging der Knecht seines Weges.
Die Geschehnisse auf der Burg hatten einen historischen Hintergrund in wohl verpackter Geschichte mit tollen Darstellern am Set. Eine mit viel Herzblut erzählte Begebenheit vom Mecklenburger Herrscher Heinrich dem Löwen, seiner Königin, geschützt im Waffengeklirr von Rittern zu Pferde…. der Kampf zwischen Gut und Böse hatte am Ende des Tages einen großen Sieger: Ein völlig begeistertes Publikum.
Am Ende soll das Burg Stargarder Stadtfest (nur am 10.08.2024 ) noch unbedingt erwähnt sein! Klein und gemütlich mit Straußenbratwurst, Klavierklängen, Flohmarkt und geöffnetem Alten Spital rundete dieses Fest den Besuch in Burg Stargard ab.