Der bundesweite Warntag 2022 vs. funktionierende DDR- Sirenen
Ganz früher, zu grauen DDR-Zeiten, erschallten turnusmäßig jeden Sonnabend um 12:00 Uhr alle vorhandenen Sirenen im 1-Minütigen Dauerton. Weil jedoch Sonnabends auftretende Sirenen-Störungen nicht schnell genug bzw. überhaupt beseitigt werden konnten, heulten dann Mittwochs um 15:00 Uhr alle Sirenen auf. In allen öffentlichen Gebäuden hingen Sirenenpläne aus, um die 5 bis 6 verschiedene Signale deuten zu können. Damals dienten die Sirenen der Zivilverteidigung und auch noch heute in kleinen Gemeinden bei einem Brand dem Ruf der Kameraden der freiwilligen Feuerwehr- die Sirenen heulten 3x auf und ab. Das Sirenennetz betreute damals die Deutsche Post. Mit dem Ende der Deutschen Teilung und dem fehlen des Klassenfeindes brach plötzlich der Frieden aus … und Sirenen wurden nach und nach abgeschafft. Das gut funktionierende, flächendeckende Sirenensystem wollte keiner unterhalten und bezahlen. Die Alarmierungsfunkton der Sirenen ersetzten moderne Pager, welche jedoch nur piepten, wenn die Trägerperson sich im Empfangsbereich bewegte. Da der Funklochteppich sehr groß war, nutzen bis heute kleine Gemeinden ihre Sirene, um die freiwillige Feuerwehr zuverlässig zu alarmieren. Die förderale Bundesrepublik mit ihren verschiedensten Kompetenzen von Bund, Ländern, Kreisen und Gemeinden gab dem funktionierenden, zentralen Sirenennetz dem Verfall preis! Auf Grund der geänderten Bedrohungslage und vieler lokaler Naturkatastrophen wachten Behörden und Politiker auf. Nach dem Beschluss der Innenministerkonferenz löste man am 10.09.2020 den ersten bundesweiten Warntag nach der Wiedervereinigung aus. Das Ergebnis dieses Warntages war desolat- Apps und Sirenen funktionierten nicht. Man beweihräucherte sich und zeigte mit dem Finger auf die anderen. Die Überflutung im Ahrtal, bei der die Anwohner nicht über die drohende Katastrophe alarmiert wurden, war beispiellos und forderte 135 Opfer, in Nordrhein-Westfahlen weitere 50 Menschenleben. Hinzu kam das Totalversagen der verantwortlichen Politiker (Manu Dreyer ging schlafen, Landrat J.Pföhler rettete zuerst seinen Porsche, Ministerin Anne Spiegel flog in den Urlaub ). Man kann es drehen und wenden wie man es will: Ein funktionierendes Warn- und Evakuierungskonzept hätte diese Naturkatastrophe nicht verhindern können, jedoch Menschenleben gerettet. Unter diesen Vorzeichen war der Ergebnisdruck am bundesweiten Warntag , dem 08.12.2022, sehr groß…doch Berlin, Brandenburg und Stuttgart meldeten sich vor dem bundesweiten Warntag ab- hier blieben die meisten Sirenen stumm und somit wurden dort keine funktionierende Warnsysteme nach der Ahrtalkatastrophe installiert. 11:00 Uhr wurde der bundesweite Warntag ausgelöst. In Neubrandenburg warnte die Feuerwehr mit zwei mobilen Sirenen (Pferdemarkt und Oststadt). Die Reichweite dieser Sirenen war nicht groß- sie betrug ca. 400 Meter und war im Gebäudeinneren nicht zu vernehmen. Diese Signalisierung hat zumindest funktioniert und würde mit Erhöhung der Sirenenanzahl deutlich mehr Bürger erreichen. Zu den großen stationären DDR-Sirenen dennoch kein Vergleich! Um 10:58 Uhr erhielten erste Handynutzer über Cell Brodacast die bundesweite Probewarnung. Ob nun O2, Vodafone oder T-Mobile- bei einigen Handybesitzern wurde die Warnung mit 20-Minütiger Verzögerung ausgegeben, bei anderen passierte gar nichts. Zuverlässig, jedoch logischerweise zeitverzögert, kam die Warnmeldung auch, wenn man aus einem Funkloch in den Empfangsbereich kam. In Japan z.B. wird Cell Broadcast erfolgreich bei Tsunami und Erdbebenwarnungen eingesetzt. Um in Deutschland zuverlässig informiert zu werden, brauchte es ein modernes Handy mit aktueller Software. Viertorestadt.de meint zu dieser komplexen Thematik: Es braucht lokale Bereiche, in dem die Menschen in einer fingierten Testumgebung prüfen können, ob vom Handy entsprechende Warnungen empfangen und dargestellt werden können. Doch zurück zur Meldung auf dem Handy! Viele Menschen hatten arge Probleme, nachdem sie die Meldung weggedrückt hatten, die wichtige Information nochmals nachzulesen, denn unter „Nachrichten“ war nichts zu finden. Oftmals war die Warnmeldung im Nirvana des Menübaumes unauffindbar. Viele Bürger berichteten, dass sie zwar die Warnung über Cell Broadcast erreichte, jedoch eine „Entwarnungsmeldung“ nicht zugestellt wurde. Fazit des bundesweiten Warntages 2022: Es hat weitestgehend funktioniert, jedoch dafür, dass man sich 2 Jahre auf dieses Ereignis vorbereitete und dafür, dass die Lagezentren ohne Zeit- und Katastrophendruck agierten, ist das Gesamtergebnis, weil keine 100% erreicht wurden, nur „genügend“. Andererseits dient der bundesweite Warntag dafür, um Mankos und Schwächen aufzudecken. Möchten Sie, geschätzter viertorestadt.de- Leser, ein Feedback an das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe geben, so haben Sie die Möglichkeit, an der Umfrage teilzunehmen.