Bachforellen erobern die Linde
Sie entspringt in den Helpter Bergen, durchströmt innerhalb von 42 km einen Höhenunterschied von 117 Metern, mäandert durch den Wall und mündet schließlich neben der Luhmannvilla in den Oberbach. Sie trieb Papiermühle, Heidmühle und Lohmühle an: Die Linde. Ob der schlechten Wasserqualität erließ der Mecklenburgische Herzog eins der ersten Naturschutzgesetze im Lande von Mecklenburg-Strelitz. Sein Lieblingsfisch, die Schmerle, die nur in der Linde schwamm, wurde durch Gerber, Lohmühlen und Wollweber bedroht, denn das Wasser der Linde wurde durch sie vergiftet – viele Fische starben. Kurzerhand wurde das Gewerbe am Wasserlauf der Linde zwischen Burg Stargard und Neubrandenburg verboten. Zu DDR-Zeiten gelangten Abwässer der Landwirtschaft und aus Burg Stargard in die Linde. Viele Jahre war für hoch spezialisierte Lebewesen kein Leben im trüben Wasser der Linde möglich. Seit dem Ende der Deutschen Teilung und mit der den Tollensesee umschließenden Abwasserrohrleitung verbesserte sich der Gewässerzustand der Linde stetig. Ich habe ja vor einigen Jahren eine Geschichte als abwegig abgetan: Man munkelte damals, dass kurz hinter Burg Stargard ein Mann immer wieder mit einem Fangkescher im zerklüfteten Tal der Linde verschwand, um in der Dämmerung Fischräuberei zu betreiben. Keiner glaubte, dass er überhaupt irgendwann etwas hätte fangen können. Beim diesjährigen Weihnachtsspaziergang durch das Lindetal gelang mir eine phantastische Entdeckung: Bachforellen erobern die Linde! Riesige Exemplare stehen in reißenden Strömungsabschnitten und schnellen blitzartig aus ihrer Deckung zum Raubzug an die Wasseroberfläche. Wenn die Sonnenstrahlen günstig ins Wasser fallen, kann der naturverbundene Wanderer fast 50 cm große, adulte Exemplare bei ihrer Jagd bewundern. Vermutlich sind Forellen irgendwann aus der Forellenzucht am Ölmühlenbach entkommen, die Linde stromauf gewandert und haben den neuen Lebensraum erobert. Der Lindenbach im Bereich des Kleinen und Großen Mühlenholzes gehört zum Landschaftsschutzgebiet Lindetal, so dass die Hoffnung besteht, dass die zuständige Naturschutzbehörde den Lebensraum der edlen Fische verschärft schützt und naturfürchtige Angler ihnen nicht nachstellen werden. Zumindest sind die Bachforellen ein Beleg dafür, dass die neu gebauten Fischtreppen an der Hintersten Mühle und an der Papiermühlenruine ihren Zweck erfüllen…. und wer weiß, vielleicht kehrt auch die Schmerle bald zurück.