spurenSuche nach vergangenem
Torpedoversuchsanstalt und RWN Neubrandenburg
Im Dritten Reich und während der DDR- Zeit war Neubrandenburg ein bedeutender Standort von militärischer Hochtechnologie. Was hier gebaut und instand gesetzt wurde, brachte Tod und Verderben. Alles unterlag zu jeder Zeit der höchsten Geheimhaltungsstufe, weshalb auch heute ehemalige Werksangehörige aller Epochen wenig darüber sprechen. Viertorestadt.de geht in diesem Bericht auf Spurensuche nach Vergangenem, historisch Bedeutsamen und beleuchtet den Alltag der Beschäftigten. Begonnen hatte alles mit der U-Boot-Krise im 2. Weltkrieg: Deutsche U-Boote versenkten mit Ihren Torpedos einfach keine gegnerischen Schiffe mehr. Hauptursache waren die Magnetzünder der deutschen Torpedos und die Entmagnetisierungsmaßnahmen der Aliierten an ihren Schiffskörpern. Hinzu kamen Steuerungsprobleme an den Torpedos, so dass die Torpedos zu spät detonierten, bzw, nur Schaden am Schiffsrumpf oberhalb der Wasserfläche anrichteten, ohne dass die attackierten Schiffe versanken. Die TVA Eckernförde suchte für nötige Torpedoabschussversuche ein geeignetes Terrain und wurde in Neubrandenburg mit dem Tollensesee fündig. Der See ist sehr tief, knapp 10 km lang und hat eine Breite von 2 km. Die damalige Abschussdistanz für Torpedos lag zwischen 6 und 8 Kilometern bei einer maximalen Lauflänge von 12 km. Hinzu kam die entsprechende Schuss-Fächerbreite auf sich bewegende Ziele. Zwischen 1941 und 1942 wurde die TVA Neubrandenburg von Fachleuten, aber auch durch Kriegsgefangene aus dem Lager Fünfeichen errichtet- in der Summe 13 Gebäude und 5 große Hallen. Im See wurde eine 3-stöckige Abschussanlage mit Beobachtungsturm errichtet, die über eine Gleisanlage mit dem Werksgelände (Halle 8/ die heutige Marina) verbunden war. Jedes Torpedo wurde von der Torpedoinsel ohne Sprengkopf insgesamt 3x eingeschossen und dabei feinjustiert. Das Zielschiff ankerte, oder fuhr mitten auf dem Tollensesee, irgendwo auf einer gedachten Linie zwischen Bornmühle und Alt Rehse. Hinter der Landzunge Alt Meiershof zog man mit einem Schiff ein Netz über den Tollensesee, um fehl geleitete Torpedos einzufangen. Manchmal gingen die Probeschüsse mehr als schief: Einmal, so erzählte es mir ein alter Mann, bog ein Torpedo kurz nach dem Abschusss im rechten Winkel ab, schoss übers Land und bohrte sich neben der Gärtnerei ( heute Seeperle ) tief in den Untergrund. Alle kamen mit einem Schrecken davon; verletzt wurde niemand. Manchmal wurden auch erbeutete Torpedos der Aliierten verschossen. Vom Kommandoturm war über den gesamten Tollensesee ein Draht-Sensorsystem verlegt, um den Weg der Torpedos nachzuvollziehen. Wenn Sie, lieber Leser, Zeit und Muse haben, dann wandern Sie doch mal hinter Augustabad 2 km am Ostufer des Tollensesees entlang: Überall dort, wo die Sensordrähte früher in den See verlegt wurden, erkennen sensible Beobachter, dass der ansonsten dichte Schilfgürtel am Ufer unterbrochen ist. Ein letztes Indiz sind mit einem Kreuz gekennzeichnete, kleine Kabelmerksteine aus Granit. Die Torpedos wurden auf einem Schiff eingesammelt und zurück gebracht. Anschließend wurde der Sprengkopf montiert, die Torpedos in Spezialwaggons verpackt und mit der Bahn nach Kiel oder Le Havre gebracht. Kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee steckte man viele TVA-Werkhallen und das Gebäude der Torpedoinsel in Brand. Damit die eingesammelten Torpedos nicht in die Hände der Russen fielen, kippte man Sie panisch in den See. Heute sollen diese Torpedos ähnlich wie bei einem Spargelfeld im tiefen Seegrund stecken. Schenkt man den überlieferten Geschichten etwas Glauben, so waren die Ingenieure der TVA Neubrandenburg neben Torpedos auch in weitere Waffen-Entwicklungen involviert. Noch heute ist bei einigen ehemaligen TVA-Hallen unbekannt, was in ihnen gebaut oder entwickelt wurde. Fakt ist, dass einige Fässer schweren Wassers aus der versenkten Fähre Hydro nach Rechlin gelangten und nach der Bombardierung von Oranienburg große Teile der deutschen Uranforschung aufs Land ausgelagert wurden. So experimentierte man z.B. in Friedland mit rotierenden Aluminiumkugeln(Dr. Steurer und ein 25-köpfiges Team kamen nach dem Bombardierung von Peenemünde in einem Kornspeicher neben dem Mosaik- und Wandplattenwerk unter. Sie führten hier ihre V2-Raketenforschung weiter und Experimente mit schwerem Wasser durch.) ; die verantwortlichen Wissenschaftler sollen auch in der TVA Neubrandenburg tätig gewesen sein. Vieles ist wahr, vieles entstammt aus der Gerüchteküche. Ein weiteres Puzzelteil in diesem geheimnisvollen Rätsel ist der Kurzbesuch des Oberbefehlshabers der russischen Truppen, Marschall Schukow, in Alt Rehse. Was hat er hier in der unbedeutenden Provinz, am Tollensesee gesucht? Die TVA Neubrandenburg wurde auf Grund des Potsdamer Abkommens unbrauchbar gemacht- 1947 sprengten die Russen die Torpedoinsel. In den Wintern 1946-1948 wurde von der notleidenden Bevölkerung die hölzerne Brückenkonstruktion, welche zur Torpedoinsel führte, oberhalb des zugefrorenen Eises abgesägt und als Brennholz verheizt. 1950 wurde das vor Nonnenhof versenkte Zielschiff „Lumme“ gehoben und wieder flott gemacht. Es wurde als erste Schiff der sich neu strukturierenden Kasanierten Volkspolizei- See der DDR in Dienst gestellt und fuhr auf der Ostsee Patrouilliere. 1953/54 begann die erneute militärische Nutzung des Geländes. Unter strengster Geheimhaltung wurden von April-Jahresende 1953 durch 160 Arbeiter knapp 700 T34- Panzer instand gesetzt. Viele Hallen wurden an gleicher Stelle auf den alten Fundamenten erneut errichtet. 1956 wurde dann das Reparaturwerk Neubrandenburg gegründet, um Kettenfahrzeuge und Panzer instand zu setzen. Um die Militärtechnik nach der Reparatur zu Testen, wurde der Wald zwischen Augustabad und Klein Nemerow zum Sperrgebiet deklariert. Neben Testfahrten im Wald, Tauchfahrten und Schwimmfahrten am Tollensesee, wurde im Nemerower Holz auf 2 Panzerschießplätzen auch scharf geschossen. Für das RWN leisteten weitere Außenstellen Zuarbeiten: VEB Apparate- und Maschinenfabrik Teterow, die Produktionsabteilung Gnoien und der VEB Landmaschinenbau Gützkow. Seit 1971 wurden auch URAL- LKWs instand gesetzt und umgerüstet. Ab dem Jahre 1977 rüstete das RWN W50- LKWs mit Werkstattkabinen aus. Diese vielseitig einsetzbaren Allrad-Fahrzeuge – im Koffer war eine komplette Werkstatt installiert-sind auch heute unter Liebhabern und Globetrottern heiß begehrt. Das Reparaturwerk Neubrandenburg war mit seinen 5000 Beschäftigten das größte Panzerreparaturwerk im Ostblock.
Die Betriebssportgruppe des Reparaturwerkes Neubrandenburg wurde 1953 gegründet: BSG Motor Süd. Es gab eine Betriebszeitung: „Das Antriebsrad“ , erschien 14-tägig. Im Herbst 1989 besiegelte die friedliche ostdeutsche Revolution das Ende der deutschen Teilung. Die SED- Regierung wurde hinweggefegt; hinzu kamen in Neubrandenburg ihre Bedenken und Angst, dass die Arbeiter des RWN durchaus in der Lage gewesen wären, die schweren Waffen, die sie reparierten,im Falle eines Konfliktes , einzusetzen. Bei allen Diskussionen um das Ende der DDR und um deren Rechtsstaatlichkeit muss an dieser Stelle gesagt werden, dass weder NVA, Grenztruppen, Stasi, noch Volkspolizei im Herbst 1989 auf das eigene Volk schoss, so dass das besonnene Handeln und die Einsicht der SED-Sympathiesanten einen friedlichen Veränderungsprozess einleitete. Das Rad der Geschichte drehte sich weiter. Aus dem RWN Neubrandenburg entstanden die Neubrandenburger Maschinenbau GmbH, später dann unter dem Rüstungskonzern Diehl die Neubrandenburger Fahrzeugwerke. Die ehemaligen Arbeiter des RWN rüsteten nunmehr Panzer der ehemaligen NVA und Schützenpanzer von Volkspolizei und Kampfgruppen ab. 2001 wurde das Reparaturwerk Neubrandenburg völlig abgewickelt und für den sogenannten Apfel und ein Ei verscherbelt- 25 Hektar in Seelage, mitten in der Stadt. Es mag sein, dass alles wegen fehlender Aufträge geschah, doch ein in seiner Branche führender Betrieb mit 5000 hoch qualifizierten Facharbeitern, eine Firma mit modernem Maschinenpark, ein Betrieb mit internationalen Handelsbeziehungen, eine schuldenfreie und gewinnbringende Firma, wäre selbst heute ein ernst zu nehmender Player im Karpfenteich des militärisch-industriellen Komplexes gewesen. Die Politik hatte in diesem Moment und für diesen Großbetrieb keine Zukunftslösungen im Köcher- ob nun die Ansiedlung neuer Industrieen, neue Technologieen, oder die Übernahme und Fortbildung der Facharbeiterschaft in anderen Branchen…. und erneut änderten sich die Zeiten auf dem Gelände der ehemaligen TVA und des ehemaligen RWN. Die Fläche dümpelte als Industriebrache vor sich hin, verfiel jedoch nicht am Nutzungskonzept der neuen Eigentümer. Nach und nach siedelten sich kleinere Nachfolgefirmen mit einem interessanten Mix an, die jedoch keine militärischen Produkte mehr herstellten. Ruinen wurden abgerissen und das Gewerbegebiet am Bedarf des Marktes- Produktionsgewerbe, Handel, Service, Kunst, bis hin zu Wohnkonzepten- weiterentwickelt. Erneut ist es an unseren Stadtpolitikern, das Flächennutzungskonzept mit Bedacht anzupassen. Das ehemalige RWN-Gelände ist für die zukünftige Entwicklung der Stadt Neubrandenburg von großer Bedeutung. Kommen Sie mit, lieber viertorestadt-Leser, begleiten Sie uns auf Spurensuche nach Vergangenem und erleben Sie das Zukunftspotential dieser Industrieperle am Tollensesee.
Die alte Wache war der Zutrittsbereich der ehemaligen Torpedoversuchsanstalt. Der Großbetrieb RWN baute zusätzlich eine neue Wache, heute Nonnenhofer Straße 2. Für die Arbeiter bestand keine Pflicht, eine bestimmte Wache zu nutzen. Der Werkschutz überwachte mit insgesamt 3 Wachmannschaften rund um die Uhr den Zutritt. Per Zufallskontrolle wurden beim Verlassen des Geländes stichprobenartig Taschenkontrollen vom Wachpersonal durchgeführt.
Im Obergeschoss dieses Gebäudes befand sich die TVA- Nachrichtenzentrale, später auch die des RWN. Hier liefen früher sozusagen die analogen Drähte des Werkes zusammen. Im Zeitalter des Internets ist nichts mehr von der ehemaligen Nachrichtenstruktur zu finden. Die Medicare GmbH, hat das Gebäude im Inneren originalgetreu restauriert. Farbgestaltung der Wände, Treppengeländer, Bodenbeläge- das alles versetzt den Besucher in eine längst vergangene Epoche.
Der ehemalige Gleisanschluss wurde 2003 zurückgebaut. Das 2,3 km lange Anschlußgleis führte über die Straße „Am Blumenborn“, tangierte den Gätenbach, überquerte die Linde, und endete am Bahnhof Neubrandenburg. Im 3. Reich standen auf Höhe der Linde die Torpedo-Verladezüge und wurden hier rangiert. Zu RWN-Zeiten wurde das Werk weitestgehend per Schiene beliefert- Erstazteile, Rohmaterial, Kettenfahrzeuge, LKWs- alles kam per Bahn. Die Züge kamen häufig nachts und fuhren sehr langsam. Dafür wurde die damalige F96 am beschrankten Bahnübergang gesperrt. Heute erinnert nur noch das Werktor gegenüber des Mercedes-Autohauses an die Gleisanbindung. Auf dem RWN-Werksgelände findet man noch einige Schienen, die teilweise sogar bis in die Hallen führen..
Halle 12 wurde wurde 1960 erbaut. Am Hallenostportal fand die Lehrlingsausbildung für zukünftige KfZ-Schlosser und Metallarbeiter statt. Nicht nur RWN-eigenes Personal wurde im Werk ausgebildet, sondern auch für die Deutsche Post oder den KIB. In Halle 12 entgrateten und feilten zu DDR-Zeiten auch Schüler der ehemaligen Polytechnischen Oberschule 6 (POS6) Zahnräder für Panzer im Rahmen des Unterrichtsfaches PA (Produktionsarbeit).Die kleinsten Schüler mussten manchmal in die engsten Stellen der Panzerwannen kriechen und Schweißnähte mit Korrisionsschutz behandeln. Im verglasten Mittelteil der Halle 12 wurden BMP-Schützenpanzer und PT-76-Schwimmpanzer repariert. Nach der Auflösung des RWN wurde das Mittelschiff über viele Jahre als Kart- Halle genutzt. Später wurden im Inneren auch Tuning-Treffen veranstaltet.In Halle 12 war über viele Jahre der Arbeitslosenverband(heute kann ich es nicht mehr genau sagen)? tätig und bastelte Miniaturen- maßstabsgerechte Modelle historischer oder noch erhaltener Gebäude. Diese wurden dann zur Dauerausstellung“Miniaturlandschaft am Gätenbach“. Irgendwann wurde alles aufgelöst und verkauft- echt schade, denn die Exponate hatten eine wirklich hervorragende Qualität. Stand heute (2022) gibt es ein neues Entwicklungskonzept für Halle 12 – hier plant man eine Marktlandschaft, um lokale Lebendsmittel zu verkaufen. Am Ostportal der Halle 12 vergilbt ein sozialistisches Wandgemälde des Künstlers Ulrich Neumann. Es wurde zum 20. Jahrestag der DDR im Jahre 1969 enthüllt
Das noch heute modern anmutenden Verwaltungsgebäude war Standort der RWN-Werksleitung. Über viele Jahre war Heinz Schenk RWN-Direktor. Er hatte später auch im Rüstungskonzern Diehl , bis der RWN abgewickelt wurde, eine Leitungsfunktion. Gesundheitlich ging es Direktor Schenk nach dem Niedergang des RWN nicht gut. Es wird erzählt, dass Ihm beide Beine amputiert wurden; inzwischen ist er an Zucker verstorben. Im Gebäude war auch die Abteilung Elektronik tätig. Obwohl blau, nannte der Volksmund das Gebäude früher die „Bunte Kuh“. Die Fenster waren damals Zwecks Wärmeschutz mit Kupfer beschichtet. Je nach Lichteinfall wirkten die Fenster wie ein Prismen-Filter und reflektierten ein unterschiedliches Farbspektrum- alles war bunt. Im Gebäude gab es eine Kantine, die sich bis heute erhalten hat. Die Nutzung des Gebäudes hatte gute und schlechte Zeiten- von diversen Call-Centern bis zur Metallausbildung. Nach der Abwicklung des RWN gab es eine Zeit mit wenigen Mietern/Nutzern. Das änderte sich deutlich mit einer umfassenden Sanierung.Es gab und gibt in diesem Haus ein Büro mit einer Besonderheit: Während man üblicherweise aus jedem Fenster nur Werkhallen und Dächer erblickte, lag das erwähnte Büro so günstig, dass man einen freien Blick über den gesamten Tollensesee hatte, ohne dass die Idylle durch irgendwelche Industriebauten gestört worden wäre. Als sich das während der Sanierungsphase rumgesprochen hatte, rannten die Leute dem Besitzer die Haustür ein. Bei dieser Gelegenheit entdeckte so mancher Unternehmer die Qualitäten und die besonders verkehrsgünstige Lage dieses Bürogebäudes…. und siedelte sich hier mit Firmenteilen an. Heute firmiert im Gebäudekomplex die TFA.
In Halle 21 befand sich der sogenannte Turmbau. Hier wurden die Geschütztürme gewartet. Für den Zutritt zur Halle benötigten die RWN- Arbeiter eine erhöhte Sicherheitsfreigabe.
Die Halle 20 wurde 1979 errichtet. Sie ist riesig. Hier wurden T72 Panzer instand gesetzt: Die Panzer kamen durchs Hallentor und wurden auf einer Taktstraße bis aufs letzte Teil demontiert. Anschließend wurden die Baugruppen, Steuerteile, Motor usw. in den zuständigen RWN-Hallen regeneriert oder durch neue ersetzt und die Panzer mit den neu gelieferten Teilen wieder zusammen gebaut.
Das Reparaturwerk Neubrandenburg hatte einen eigenen Betriebsarzt.
In diesem Haus praktizierten Betriebsarzt Dr. Braatz & Zahnarzt Dr. Kunkel. Es gab hier auch ein Labor. Im Keller befand sich eine Sauna. Dr. Braatz schrieb wenig krank, so wird berichtet. Über Zahnarzt Dr.Kunkel sagten viele RWN-Betriebsangehörige: Lieber ziehen als reparieren. Am Ende jeder Behandlung stand gestern wie heute jedoch: wer heilt hat Recht.
Katanienweg 2-4
Dieser WBS 70- Bau war das ehemalige RWN-Wohnheim
In diesen Baracken wurden zu DDR-Zeiten RWN-Lehrlinge ausgebildet, bevor sie überhaupt auf dem weitläufigen RWN-Gelände praktische Arbeiten ausführen durften. Die Schüler der POS 6 ( siehe auch Halle 12 ) wurden hier im Fach ESP ( Einführung in die sozialistische Produktion) unterrichtet. Technisches Zeichnen, feilen, bohrne und nochmals feilen und bohren wurde hier gelehrt. Die Jungs und Mädels, die sich gut anstellten, kamen später in Halle 12 zur PA( Produktionsarbeit), um Zahnräder zu entgraten. Die Ausbildungs- Baracken waren über die heutige Lindenstraße und Augustastraße erreichbar und hatten keinen Zugang zum RWN. 2022 wurde das knapp 4300 Quadratmeter große Grundstück von der Stadt Neubrandenburg zum Verkauf ausgeschrieben- das Mindestgebot betrug 561.000 €.
In Halle 8 wurden in der ehemaligen Torpedoversuchsanstalt alle Torpedos für Versuchsschüsse vorbereitet. Anschließend wurden sie über die Brücke zur Torpedoinsel gebracht. Bevor die Neubrandenburger Stadtwerke zum Weberglockenmarkt das Eiszelt ins Leben riefen, wurde die Halle 8 im Winter eine Zeit lang als Eislaufhalle genutzt. Heute befindet sich in der Halle das Winterlager für die Boote des Wassersportzentrums.
Neben Halle 8, direkt vor der Marina bzw. dem Wassersportzentrum, ist ein originaler Deutscher Marinetorpedo Typ G7a ausgestellt. „G“ bezeichnet den Kaliber 533mm, „7“ bezeichnet die Länge ( mit Gefechtskopf und Zünder 7163 mm) und „a“ steht für Alkohol. Der ausgestellte Torpedo wurde von einem 4 Zylinder Stern-Verbrennungsmotor mittels Gas/Dampf( deshalb benötigte man Alkohol) angetrieben. Hinten befinden sich 2 gegenläufige Propellerschrauben mit Whitehead-Schwanzflossen als Seiten und Tiefenruder. Im Edelstahlkörper wurden Geradeauslaufapparat und der Motor verbaut. Im dunkleren Hauptrohr befinden sich Druckluft, Kraftstoff und Wassertanks. Das ausgestellte Torpedo hat weder einen Sprengkopf, noch einen Testkopf- den muss sich der Betrachter noch gedanklich dazu vorstellen.
Die Torpedoinsel ist eine künstliche Insel. Zuerst wurden Spundwände als Fundament eingeschlagen, mit Beton ausgegossen und darauf ein Torpedoschießstand mit Kontrollturm errichtet. Zusätzlich wurde mit einem Bagger in südliche Schussrichtung für die Torpedos bis auf Seebodentiefe gebaggert. Unter dem Wasser hatte das Gebäude 2 Etagen. Die Torpedos konnten aus zwei Unterwasser-Torpedorohren und aus einem über der Wasseroberfläche befindlichen Rohr verschossen werden.
Halle 5 ist in ihrer Substanz als weitestgehend originales TVA-Gebäude erhalten geblieben. In dieser Halle begann am 1. Mai 1953 die RWN- Produktion mit der Instandsetzung des ersten Fahrzeuges. Nach dem Bau weiterer Hallen, wurde die Produktion verlagert- in Halle 5 erfolgte nun die Instandsetzung sämtlicher Fahrzeugtanks.