Datze, Tollense und Malliner Bach- im niemandsland zwischen Mörderberg
Mühlenruine und Bahn

p { margin-bottom: 0.25cm; line-height: 12Über 3 Brücken

durchs Tollense- Dreistromland (9,5 km)

Wir starten vor der Wasserskianlage am Reitbahnsee (hier können wir auch parken) und folgen einen weiten Teil unserer Wanderung der „Grünen Runde“. Nachdem wir die Bahnstrecke Neubrandenburg-Stralsund überquert haben, gehen wir den Klöterpottsweg entlang. Unzählige Gärten säumen unseren Weg. Dann erreichen wir eine Pappelallee und genießen die Stille. Unser Blick schweift Kilometer weit über eine grüne Graslandschaft. Ab und zu tangieren uns Radfahrer und Spaziergänger- allesamt sind sie Naturliebhaber und suchen die Ruhe, so wie wir. Wir erblicken Reh, Fuchs und Hase. Ruck zuck erreichen wir die Brücke über die Datze. Der kleine Wiesenfluss kommt aus Friedland und hat eine erwähnenswerte Besonderheit: Die 30 km lange Datze entwässert in zwei Richtungen, einmal nach Neubrandenburg in die Tollense und zur anderen Richtung in den Landgraben hinter Friedland. Die Pseudobifurkation befindet sich unweit der Kreisstraße 72 , nördlich von Warlin. Die Datzemündung in die Tollense ist von unserem Standpunkt aus keine 200 Meter von uns entfernt. Auf diesem Stück laben sich gerne die Biber, was an den unzählig abgenagten Bäumen unschwer zu erkennen ist. Obwohl die stattlichen Nager entlang der Datze, Fließe und Wassergräben bis zum Neubrandenburger Baumwallsweg und MC Donalds aktiv sind, ist es mir auf meinen zahlreichen Wanderungen noch nie gelungen, Meister Bockert zu Gesicht zu bekommen. Hinter der Datzebrücke steht eine kleine Schutzhütte und der einzige Papierkorb entlang unserer Wanderroute. Falls wir also Müll im Rücksack haben oder das Butterbrotpapier los werden wollen, so ist das hier die Gelegenheit. Anschließend gehen wir über die Wiese zur Rundbogenbrücke über die Tollense. Fließendes Wasser fasziniert nicht nur Kinderaugen- auch wir verharren auf der Brücke, schauen ins Wasser und versuchen zwischen den wedelnden Wasserpflanzen Fische zu entdecken. Wenn die Sonne im richtigen Winkel einfällt, hat man immer etwas zu gucken. Abends und in der Frühe angelt hier manch Petrijünger, zumal einen Rutenwurf entfernt der Malliner Bach in die Tollense fließt. Ein Jägersitz deutet an, dass hier auf Wildschwein Jagd gemacht wird. Der Malliner Bach wird auch Aalbach genannt, weil es früher wirklich viele Aale gab. Wir wandern am Ufer des Baches bis zur Woggersiner Straße. Immer wieder entdecken wir Schleifspuren, die vom Bach ins Schilfröhricht der Auenlandschaft führen- untrügliche Zeichen, dass auch hier das Reich der Biber ist. Die verräterische Schleifspuren im Ufergras stammen vom Biberschwanz. Sind in der Nähe keine Bissspuren an den Bäumen zu entdecken, gibt es jedoch noch einen zweiten Verdächtigen: den Fischotter. Der gesamte Tollense-Mündungsbereich links und rechts des Malliner Baches wurde früher von der in den 30er Jahren begradigten Tollense durchzogen. Die unzugänglichen Altwasserarme sind Rückzugsort von Biber, Gänsen und einer mannigfaltigen Vogelwelt. Hier gibt es schon viele Jahre eine Silberreiherkolonie. Und dann sind wir auch schon wieder beim Wildschwein, dass schlau zwischen Hecken und Morast, mit dem die Waffe im Anschlag lauernden Jäger unter seinem Hochsitz „Katz und Maus“ spielt… umgewühlte Grasnaben sind ein untrügliches Zeichen, dass hier zahlreiche Wildschweine leben. Ich wandere bei Dämmerung stets mit einer Kopflampe, denn mich beschleicht immer ein ungutes Gefühl, ob denn der 70 jährige Jäger durch seine dicke Hornbrille uns Wanderer oder den getarnten Naturfotografen wirklich sicher vom Wildschwein im Schilfröhricht unterscheiden kann… Kurz vor der Straßenbrücke zeigt ein Wegweiser auf den Mörderberg. Wir steigen hinauf und genießen einen weiten, sehr weiten Landschaftsblick durch das Tollenseflusstal hinüber zur 5 km entfernten „Hügelkette“. An der Brücke (Woggersiner Straße) verlassen wir die „Grüne Runde“ und gehen vorsichtig am Straßenrand in Richtung Bahnübergang. Auch hier gibt es etwas zu entdecken: Die Krappmühlenruine schaut auf eine Geschichte zurück, die um 1300 als Kornmühle begann. Später wurde dann die Krappstaude zu Farbstoff vermahlen und damit Stoffe rot gefärbt. 1945 brannte die Krappmühle ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Nochmals müssen wir ca. 350 Meter am Straßenrand dem Autoverkehr geschickt ausweichen- hinter dem Bahnübergang ist es dann jedoch vollbracht. Nun folgt unwegsames Gelände, doch die Alternative wären nochmals 700 Meter Straßenrand. Keine Angst- wir können uns nicht verlaufen! Wir gehen knapp 20 Meter von den Gleisen entfernt an einer Hecke entlang. Lassen sie sich nicht von einem Trampelpfad täuschen- der endet an einem wilden Komposthaufen, den wohl die Anwohner der neben stehenden Häuser auftürmen. Unsere Richtung stimmt dennoch: Kurz bevor der Bahnstrang auf einem Damm eine sanfte Rechtskurve macht, öffnet sich das Tal und eine weitere Hecke verhindert, dass wir uns im Nirvana des Wiesengrundes verlaufen könnten. Sensible Wandersleute erahnen den Pfad, wenn nicht, dann schauen Sie nach rechts! Dort ist ein Hochsitz zu sehen, dort müssen wir hin! Am Ackerrand geht das immer. Eine weitere Landmarke sind eine Ruine und das Neu-SW Wasserwerk. Wir orientieren uns mehr an den Hochsitzen, denn ist der erste Hochsitz erreicht, führt eine Fahrspur zum zweiten und zum dritten. Bald sehen wir am Horizont die Spitze der Neubrandenburger Konzertkirche. Wir folgen dem Feldweg und den Hochsitzen. Der Weg endet an einem abgezäunten Tiefbrunnen und unmittelbar an der Woggersiner Straße, der wir wieder bis zum nächsten Bahnübergang folgen können. Sind keine Rinder auf der Weide und ist der Boden trocken, können mutige Wanderer auch in Sichtweiter der Straße „abkürzen“ und quer über die Koppel laufen. Aber Achtung! Die Gegend ist sehr feucht und teilweise sumpfig- achten Sie genau auf die Bodenverhältnisse, bevor Sie nasse Schuhe bekommen!Wir gehen immer gerade aus, Richtung 65KV-Strommasttrasse und erreichen einen von Kopfweiden flankierten Feldweg, der vom Bahnübergang und einigen Gärten zur „Hintersten Straße“ führt. Nun liegt der „Abenteuerpfad“ hinter uns und wir wandeln auf befestigten Wegen, dieses Mal halten wir uns links. Das nächste Highlight wartet schon: Ein Blick auf die alten Torflöcher. Sie entstanden durch Torfgewinnung und sind heute ein Paradies für Schwäne und allerlei Wasservögel. In den riesigen Wasserlöchern tummeln sich auch große Schleie. Doch seien Sie vorsichtig und betreten Sie nicht den unmittelbaren Uferbereich- fallen Sie hier von der Torfkante ins Wasser, können Sie sich nicht von selbst befreien- im Morast gefangen, besteht akute Lebensgefahr! Irgendwann haben wir genug beobachtet, hatten unsere Momente und wandern schließlich weiter. Bald kommt eine Fußgängerbrücke über die Tollense in Sicht. Eigentlich eine schöne Ecke- doch hier treten schlimme DDR-Umweltfrevel zu Tage: Direkt an der Tollense steigt der Berg einer alten Mülldeponie bedrohlich empor. Man mag sich gar nicht ausdenken, ob Giftstoffe an dieser Stelle in die Tollense versickern könnten. Früher war sogar der gesamte Ufergrund vermüllt- wenigstens der wurde beräumt. Die alte Mülldeponie gehört nach Meinung vieler Neubrandenburger weg! Die Politiker haben das nicht auf ihrem Schirm und wollen statt dessen unsere Umwelt mit Windrädern, Tempo 30 Zonen und Verbrenner-Fahrverboten retten. Hinter der Mülldeponie schließt sich das Neubrandenburger Klärwerk an. Hier werden sämtliche Abwässer geklärt und anschließend in die Tollense gepumpt. Wir überqueren den Bahnübergang, queren die Straße und biegen sofort auf einen Sandweg ein, der an der genieteten Eisenbahnbrücke entlang führt. Die Brücke steht unter Denkmalschutz und gehört zum Rest der 1994/95 stillgelegten Bahnstrecke Neubrandenburg- Friedland. Knapp 100 Jahre gab es auf der 25,6 km langen Bahntrasse Güter- und Personenverkehr. Wir blicken nochmals auf die stolze Stahlkonstruktion zurück, bevor wir einen schmalen Pfad hinter hohen Hecken entlang wandeln. Zwischen Rasenmähern, Enten, Hühnern und Hundeschnauzen, die durchs Gartentor kläffen, gehen wir im Zickzack durch das gelobte Paradies der Gartenfreunde , Siedler und Kleintierzüchter. Ein Flecken Erde, der in den Stürmen der Zeit mit den Visionen des Daniel Gottlob Moritz Schrebers (Arbeit im Grünen ertüchtigt) prächtig erblüht. 1989 gab es im Stadtgebiet Neubrandenburgs insgesamt 11.000 Kleingärten. Viele Parzellen verfallen, doch Kleingärten erfüllen gerade in schwierigen Zeiten wichtige soziale Funktionen. Das enge Korsett der Gartenvereinsvorschriften hindert neuerdings viele junge Menschen nicht mehr, eine Scholle umzugraben. Jedoch verschiebt sich das allgemeine Weltbild vom Streben nach einem üppigen Ernteertrag immer weiter zum kinder-& jugendfreundlichen, bezahlbaren Erholungsgrundstück.Wir erreichen das Vogelviertel und erblicken zwei typische DDR-Schulbauten: Eine Sporthalle in Metallleichtbauweise ( KT60L ) und die angrenzende Schule vom Typ Erfurt. Heute wird der modernisierte Schulkörper vom „Anderen Gymnasium“ genutzt. Das Vogelviertel mit seinen kleinen Backstein-Reihenhäusern entstand in den 30er Jahren. Die Häuser haben Keller mit sehr niedriger Deckenhöhe und besitzen in den Obergeschossen meist Lehmbalkendecken. Jedes noch so kleine Reihenhaus besitzt nach hinten raus ein kleines Stück Gartenland- die meisten Straßen des Vogelviertels tragen gefiederte Namen. Ich behaupte ja, es ist das einzige Wohngebiet von Neubrandenburg, an dem am Morgen noch ein Hahn kräht. Wir wandern auf der Greifstraße bis zum Bahnhof, Ecke Fasanenstraße. Wer mag, der kann kurz die Fußgängerbrücke hinaufgehen und von oben einen Blick auf das Bahnbetriebsgeschehen und die alten, ruinösen Lokschuppen werfen. Nun geht es zurück, immer die Fasanenstraße entlang, Richtung Reitbahnviertel. Erneut kreuzen wir die alte zurückgebaute Bahnstrecke Neubrandenburg-Friedland. Man erkennt sie gut an den parallel verlaufenden Fernwärmerohren. Entlang der ehemaligen Bahnstrecke verläuft eine eichenbekranzte Promenade. Achten sie mal genau darauf: Spielgeräte und Skulpturen tangieren die Bahnstrecke thematisch. Auf dem Weg zum Reitbahnsee bzw. zum Parkplatz kann der hungrig gewordene Wandersmann je nach Belieben seinen Wandertag gemütlich ausklingen lassen: Das Grillhaus Nr.1 bietet abendländisches Allerlei (z.B. Döner), der Kiosk 2000 kocht reichhaltige deutsche Hausmannskost (z.B.Bulette) oder man wählt schnelle Fertigspeisen direkt am Reitbahnsee und guckt dabei auf das Sportgeschehen an der Wasserskiseilbahn. Alle 3 Lokalitäten haben ihren eigenen Charakter. Stellt sich eine Frage: Wer darf trinken und wer fährt das Auto?